Gotthard 1872. Nach Jahrhunderten, in denen Menschen und Ware mühevoll über den Pass den Weg nach Italien gefunden hatten, gibt es nun das erste ehrgeizige Projekt für den Bau eines Eisenbahntunnels – ein Plan, der Europa verändern soll. Der Genfer Bauunternehmer Louis Favre erhält wegen eines sehr gewagten Angebots den Auftrag und macht sich ans Werk, um die neue, fünfzehn Kilometer lange Lebensader zwischen Göschenen und Airolo in das Bergmassiv zu treiben.
Große Aufregung herrscht bei denen, die bislang die Überquerung des Gotthard-Passes zu ihrem Beruf gemacht hatten: bei den Fuhrunternehmen. Es kommt noch vor Beginn zu einem Boykott, mit dem sie versuchen, die Materialtransporte zur Baustelle zu unterbinden. Doch Franz Herger, dessen Familie den Fuhrbetrieb seit 1595 betreibt, sieht die Aussichtslosigkeit dieses „Zwergenaufstands“ und willigt in einen Kontrakt mit Favre ein – so kann er zumindest einige Jahre lang viel Geld verdienen, dann wird man weitersehen. Es kommt zu einer erbitterten Feindschaft mit seinem alten Freund und Kollegen Urs Gisler, der starrköpfig Transporte für die Tunnelbaugesellschaft ablehnt.
Franz hat ein Problem: Er hat keinen Sohn, der später seine Nachfolge antreten könnte. Dafür hat er eine Tochter, Helene, die schon immer gerne mitgearbeitet hat und das Geschäft gut kennt. Aber eine Frau kann keine Unternehmerin sein in diesen Tagen in der Schweiz! Da trifft es sich aus Franz' Sicht ganz gut, dass Urs Gisler sich mit seinem Sohn Peter dermaßen überwirft, dass Peter um eine Anstellung bei Franz ersucht und in diesem Zuge auch zu ihm auf den Hof umsiedelt. Doch Helene und Peter sind seit Kindertagen befreundet und haben ein geschwisterliches Verhältnis zueinander, und Helene kommt nicht der kleinste Gedanke an eine Liebesbeziehung zu ihm. Peter hingegen liebt Helene schon immer, verheimlicht das jedoch.
Göschenen ist ein kleines Dorf mit dreihundert Einwohnern, und nun werden in Windeseile Unterkünfte für die rund tausend, überwiegend aus Italien stammenden Tunnelarbeiter gebraucht. Auch die Hergers vermieten eine Kammer an einen der Arbeiter: Pierro Caretti. Helene versucht, ihm freundlich zu begegnen, doch ihre Familie ignoriert die Anwesenheit des Fremden nach Möglichkeit. Das kann jedoch nicht verhindern, dass Helene und Pierro sich nach langer Zeit miteinander anfreunden und sich schließlich verlieben. Pierro erlebt das „Tagesgeschäft“ im Berg: Die Arbeitsbedingungen sind extrem schwierig, die Tunnel werden nicht richtig bewettert, die Temperaturen vor Ort sind mörderisch, und andauernd kommt es zu Unfällen durch Explosionen und Steinschläge mit vielen Verletzten und insgesamt fast zweihundert Toten. Der Unmut bei den Arbeitern wächst und endet in einem großen Streik für bessere Arbeitsbedingungen, bei dem Favre auf die Streikenden schießen lässt. Pierro wird hierbei schwer verwundet und fälschlicherweise als Rädelsführer verhaftet. Es gelingt ihm die Flucht nach Italien - und Helene kann ihn nicht wiederfinden...
Ein dramatischer und spannender Liebesroman vor einer historisch sehr interessanten und gut recherchierten Kulisse.